Ton ist ein wunderbarer Werkstoff, der jedoch einige technische Vorrichtungen voraussetzt - wobei das teuerste Utensil der Brennofen darstellt. Der Schrühbrand muss mit 800-950° (je nach Tonart) erfolgen, der Glasurbrand benötigt Temperaturen von 1000°-1300° - je nach Glasur.
Es gibt jedoch günstige Alternativen.
Kleister-Leim-Sägemehl
Vorteil: Billig. Kann nach dem Trocknen wie Holz mit Schleifpapier nachgearbeitet werden
Zutaten Teil I:
600 gr feines Sägemehl (evtl. aus der Kreissäge vom Technikunterricht) = ein halber Eimer
100 gr
Kleisterpulver für schwere Tapeten
Für feinere Mischungen kann auch Papiermehl (Makulaturpulver) zugegeben werden
Sägemehl und Kleisterpulver
trocken mischen
Zutaten Teil II:
150 gr
Holzleim in 500 ml Wasser lösen
ca. 2 Liter Wasser
einige Tropfen - je nach Menge auch halber Esslöffel -
Para™ gegen Schimmelbildung. Para ist ein Mittel zur Haltbarmachung von Fruchtsäften und daher unbedenklich.
Mischen
Alles mit einem Bohrmaschinen-Rühraufsatz (oder von Hand) zu einem festen Teig kneten.
Figuren formen - wie bei Ton innen hohl, damit die Durchtrocknung besser funktioniert und die Figur beim Trocknen nicht reißt. Eine Halterung zum Modellieren ist weiter unten beschrieben.
Trocknen, bemalen. Habe fertig, leicht und stabil.
Die Modelliermasse ist gut geeignet für Marionettenköpfe (siehe mein Handout zur Fortbildung
"Puppen für Felix - nach Paul Klee")
Durch das klebrige Sägemehl können auch verschiedene "Applikationen" leicht hinzugefügt werden. Das Material schwindet beim Trocknen nur gering.
Nachteil: Klebrig bei der Verarbeitung - Einmalhandschuhe sind empfehlenswert.
Tipp: eine Modellierbasis aus Küchenpapier und Kreppklebeband herstellen, darum eine ca. 1 cm dicke Schicht Modelliermasse auftragen und weiter ausarbeiten. Für Ohren / Nase ein Stück Karton eindrücken und darum herum weiter modellieren = bessere Stabilität. Mit Kartonstreifen können Ansatzstellen auch "gepflastert" werden.
Halterung zum Modellieren
Mit einem Rundholz, einem Brettchen und einer Bohrung ist eine Modellierhilfe schnell gebastelt:
Salzteig
Nachteil: Steigt die Luftfeuchtigkeit, nimmt der Gegenstand Wasser auf und wird "schlonzig", weil Salz hygroskopisch ist.
Vorteil: Billig.
50% Salz
50% Mehl
Wasser
Kneten, formen, trocknen, bemalen. Fertig.
Salzteig mit Kleister
Vorteil: Billig
40% Salz
40% Mehl
15% Wasser
5% Methylan Tapetenkleister für schwere Tapeten
Kneten, formen, trocknen, bemalen. Fertig.
Stärke-Natron-Teig
Vorteil: Billig
2 Teile Speisestärke
4 Teile Backsoda (Natron)
3 Teile Wasser
Zutaten im Topf mischen und erhitzen, bis die Masse "pürree-artig" wird. Kneten, formen, trocknen, bemalen. "Fake-Porzellan". Achtung Backsoda nicht mit Backpulver verwechseln. Das enthält zu wenig Soda.
Lehm aus dem Ziegelwerk
Vorteil: Billig bis kostenlos. Im Ziegelwerk ungebrannte Ziegel besorgen, in Wasser einweichen.
Ziegellehm enthält Sägemehl, der beim Brennen verbrennt und Lufteinschlüsse ergibt. Dadurch wird eine bessere Wärmeisolierung erreicht und das Produkt wird leichter.
Nachteil: Lehm enthält einen hohen Sandanteil, der eventuell ausglasiert. Die Brenntemperatur darf nicht zu hoch sein. Glasieren mit hoher Temperatur ist nicht möglich, sonst zerfließt die Form.
Paper-Clay
Vorteil: Kann länger als Ton bearbeitet werden, Produkte sind leichter und trotzdem stabil. Ton wird dabei mit Pappmaché gemischt.
Nachteil: Muss wie Ton gebrannt werden. Beim Brennen verbrennen die Papieranteile, was zu einer starken Geruchsentwicklung führt.
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uiah-fi-research-paperclay
Infos zu Paperclay, einer Mischung aus Papier und Ton für plastische Arbeiten
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de-wikipedia-org-wiki-Paperclay
Herstellung von Paperclay
Pappmaché
Vorteil: Kann aus Altpapier selbst hergestellt werden.
Tipp: Das Papier (Zeitungen, Kleenex, Klopapier, Servietten usw) zunächst mit der Schneidemaschine zerkleinern, dann in viel (kochendem) Wasser einweichen und mit der Bohrmaschine und Rühraufsatz "sämig" rühren.
Anschließend auf feinem Gitterdraht abtropfen lassen. Falls es schnell gehen soll und die Menge nicht zu groß ist, gibt man die "Pulpe" auf ein Stoffküchentuch, formt daraus ein Säckchen und drückt das überschüssige Wasser heraus.
Tipp 2: Die Akten aus dem Schulsekretariat erhalten ein neues Leben, wenn man die Schnipsel aus dem Aktenschredder verwendet. Dann ist das Zerkleinern bereits erledigt ;-)
Kleister für schwere Tapeten unterrühren und gut durchmischen, bis eine formbare Masse entsteht.
Tipp 3:
Um die Festigkeit zu verbessern, kann man auch etwas Holzleim (z.B. Ponal) hinzugeben. Mit Kalk (Calciumcarbonat) lässt sich der Weißanteil erhöhen. Damit kann z.B. Toilettenpapierpappmaché einen Marmor-Effekt bekommen.
Tipps, damit die Form besser und schneller trocknet:
- den Unterbau (die Rohform) aus Hasendraht formen
- den Unterbau aus geknülltem Papier formen
- den Unterbau aus geknüllter Klarsichtfolie formen (klebt durch Adhäsion aneinander)
Danach mit Pappmaché überformen und differenzieren
FIMU-Masse
Vorteil: Wird fertig geliefert. Kneten, formen, trocknen, bemalen. Fertig.
Nachteil: verhältnismäßig teuer
Gips
Vorteil: Billig. Kneten, formen, trocknen, bemalen. Fertig.
Nachteil: Je nach Mischung und Qualität "zieht" der Gips sehr schnell. Zügiges Arbeiten ist angesagt.
Zement
Vorteil: Billig. Jedoch eher für Formguß als zum Modellieren geeignet.
Nachteil: Zementstaub ist gesundheitsschädlich. Zementmasse entzieht der Haut Feuchtigkeit.
Kaltporzellan I
20 Teile Holzleim
8 Teile Speisestärke
2 Teile Kukident Haftpulver extra stark - die Marke ist hier wichtig!
oder reines
CMC (essbarer Kleber)
1 Teil weiße Acrylfarbe
1 Teil Speisestärke
Vorteil: muss nicht gebrannt werden.
Nachteil: Die Zutaten sind nicht billig - daher eher für Schmuckgestaltung und kleinere Objekte geeignet.
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filizity-com-diy-kaltporzellan
Herstellung von Kaltporzellan
Kaltporzellan II
1 Teil Speisestärke (Mondamin o.ä.)
2 Teile Speisenatron (Natriumhydrogencarbonat=Backpulver)
1 Teil kaltes Wasser
Vermischen Sie Natron und Speisestärke in Pulverform
Geben Sie anschließend
kaltes Wasser hinzu und mischen gut durch.
Erhitzen Sie die Masse in einem Kochtopf unter ständigem Rühren.
Färben der Modelliermasse und Zugaben
Geeignet sind:
Farbpulver
Fusseln aus dem Trockner (ergibt Steinoptik)
Naturfarbstoffe siehe
Meine Hinweise zur Herstellung von Naturfarben
Dispersionsfarben, Acrylfarben, Fingerfarben
Zermahlene Reste aus Wasserfarbenkästen (Kaffemühle)
Rezept für Katzenton
200 g Holzpellets (Pellets aus dem Holzfeuerungssystem) oder Sägemehl
800 g Katzenstreu klumpend, Bentonit (grau))
80 ml heißes Wasser
Ansatz
Achtung: Reihenfolge beim Mischen unbedingt beachten!
Heißes Wasser in ein flaches Gefäß geben
Falls der Ton eingefärbt werden soll, zuerst das Farbpulver auflösen
Holzpellets darin auflösen, bis ein Brei entsteht
Katzenstreu darüber streuen, zunächst verreiben, danach wie einen Mürbteig krümelig mischen, danach kneten
1 Tag stehen lassen
Formen: Nicht dünner als 1 cm. Vor dem Brennen trocknen lassen. Durch die Holzfasern ist Katzenton weniger bruchempfindlich als normaler Ton.
Der Katzenton kann als "Büchsenbrand" wie Ton gebrannt werden - das Holzmehl verbrennt dabei (Geruch!) und ergibt Poren wie bei Ziegeln.
Anmerkung zum "Büchsenbrand
Hat man keinen Brennofen zur Verfügung, kann der "Büchsenbrand" verwendet werden.
In eine Metalldose (Büchse) füllt man eine Schicht Holzkohle und schlägt mit einem Nagel mehrere Löcher, damit Gas entweichen kann.
Die Dose wird dann ins Feuer gestellt, dabei entstrehen in der Metalldose Temperaturen von 600° bis 900°.
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das-kann-ich-machen-ch-brennen
Hinweise zum Tonbrand, Büchsenbrand und Raku-Brand