Weshalb wird Fastnacht gefeiert?
Im alemannischen Raum geht der Fastnachtsbrauch auf heidnische Ursprünge zurück und ist eigentlich ein Frühlingsfest. Der Winter soll ausgetrieben werden - was (je nach Beginn der Fastenzeit - s.u.) mehr oder weniger gut gelingen kann.
Aus diesem Grund hängt der Ostertermin noch heute mit der Frühlingssonnenwende und dem Vollmond zusammen. Weiter unten habe ich das näher beschrieben.
Woher stammt der Name Aschermittwoch?
Der "Aschermittwoch" hat seine Bezeichnung vom Aschenkreuz,das die katholischen Priester den Gläubigen auf die Stirn zeichnen. Die Asche wird aus den verbrannten Palmzweigen aus dem Vorjahr gewonnen - womit sich der Jahreskreis zum höchsten Feiertag - Ostern - schließt.
Dazu sagen sie: "Gedenke Mensch, du bist Staub, und zum Staube kehrst du zurück." Das soll die Menschen daran erinnern, dass alles einmal vorbeigeht und zum Leben auch der Tod gehört. Früher wurde Asche auch als Putzmittel verwendet. Die Aschekreuze sind damit auch Zeichen für eine Reinigung der Seele.
In der Bibel ist Asche ein Zeichen dafür, dass es im Leben nicht immer nur fröhlich zugeht und ein Zeichen für Buße. Daher kommen auch die Redensarten „In Sack und Asche gehen“ oder „Asche auf mein Haupt streuen“.
Mit dem Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit (Passionszeit) - auch "österliche Bußzeit" (Quadragesima) genannt. Aschermittwoch liegt 46 Tage vor Ostersonntag.
Weshalb dauert die Fastenzeit 46 Tage - und nicht 40?
Eigentlich dauert die
Fastenzeit (Quadragesima) 40 Tage und erinnert an das Fasten Jesu in der Wüste (
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Mt 4, 2 /
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Lk 4,2).
Die Abweichung von der 40-Tage-Regel kommt daher, weil die Sonntage seit der Synode von Benevent (1091) zusätzlich hinzugerechnet werden. Diese sind als „Herrentage“ vom Fasten ausgenommen - vermutlich schoben die Bischöfe damals Kohldampf und legten bauernschlau die Neuregelung fest.
Weil aber weiterhin vierzig Tage gefastet werden musste, verschob man den Beginn des Fastens um die dazwischen liegende Zahl von Sonntagen auf den vier Tage früheren Aschermittwoch und zählte noch die nicht mehr zur Fastenzeit zählenden ersten beiden Tage der österlichen Dreitagefeier, nämlich Karfreitag und Karsamstag als Fasttage hinzu.
Woher stammt der Begriff "Karneval"?
„Carne vale“ ist lateinisch und heißt übersetzt „Fleisch lebe wohl“
Woher kommt der Begriff "Fasching"?
Das Wort „Fasching“ kommt vom mittelhochdeutschen „vaschanc“, und bezeichnete das Ausschenken des Fastentrunkes. Ursprung davon wiederum war „vastganc“, die Fastenprozession.
Woher kommt der Begriff "Fastnacht"?
"Fastnacht" kommt von mhd. "vastnaht", das „Vorabend der Fastenzeit“ bedeutet.
Woher kommt der Begriff "Rosenmontag"?
Der Name kommt nicht von Rosen, die verteilt werden, sondern von mhd. "rosen" = "rasen, toben".(
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Willis Besserwisserseite)
Woher kommt der Begriff "Schmotziger Dunstig"?
Der Donnerstag vor Aschermittwoch ist der "Schmotzige". In früheren Zeiten war dies der letzte Schlacht- und Backtag vor Beginn der Fastenzeit.
Beim Schlachten der Schweine gab es viel Schmalz, daher die Bezeichnung „Schmotziger Donnerstag“.
Das Schmalz wurde dann auch zum Ausbacken der Fasnachtsküchle verwendet - in der Fastenzeit durfte es nicht mehr verwendet werden.
"Schmotzig" bedeutet daher als alemannisch-schwäbisches Wort nicht „schmutzig“, sondern „schmalzig“.
Weshalb wird gefastet?
Fasten ist der gänzliche oder teilweise Verzicht auf Essen und Trinken.
In der Bibel ist es Zeichen der Buße und Trauer sowie der inneren Reinigung.
Bibelstellen zum Fasten finden sich hier:
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Matthäus 4,2;
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Matthäus 6,16;
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Lukas 18,12;
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Apostelgeschichte 13,2;
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Apostelgeschichte 14,23;
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2. Korinther 6,5;
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2. Korinther 11,27;
Die ersten Christen übernahmen diesen Brauch aus dem Judentum
Hauptfastenzeiten waren die 40 Tage vor Ostern sowie die Adventszeit."
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Info zur Passionszeit, 7 Wochen ohne, Infos der EKD
Das Alte Testament berichtet, dass Moses, als er vierzig Tage auf dem Berg Sinai war, nichts aß und trank (
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Exodus 34,28
), dass Elias 40 Tage zum Berg Horeb wanderte, ohne etwas zu essen (
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1 Könige 19,8).
Gefastet wird von Muslimen im Ramadan.
➜ siehe auch
Religionsunterricht - Islam
sowie
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Ramadan und Zuckerfest
Auf der Website "Religionen-entdecken" gibt es Informationen zum Fasten in verschiedenen Religionen:
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Fasten im Alevitentum
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Fasten im Buddhismus
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Fasten im Christentum
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Fasten im Hinduismus
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Fasten im Islam
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Fasten im Judentum
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Fasten in der Bahai-Religion
Weshalb ist Ostern ein "bewegliches Fest"?
Wie die Terminfestsetzung für Ostern zustande kam:
Der Ostersonntag wurde im
ersten Konzil von Nicäa 325 auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond festgesetzt. Daher liegt Ostern in der Zeit zwischen dem 22. März und dem 25. April (Ostergrenzen) und ist deshalb ein beweglicher Festtermin. Das Konzil von Nicäa (325) legte zudem fest: Fällt der Frühlingsvollmond auf einen Sonntag, dann wird Ostern nicht am selben, sondern am folgenden Sonntag gefeiert.
Zur Berechnung des Ostersonntages hat der Mathematiker Carl Friedrich Gauß einen Algorithmus, die
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Gaußsche_Osterformel entwickelt.
Diesen Algorithmus habe ich in meiner Excel-Tabelle für einen
➜ siehe auch
"Ewigen Kalender" verwendet,
der nach Eingabe einer beliebigen Jahreszahl (ab 1582) die Osterfesttage und einen Jahresübersichtskalender inclusive aller Feiertage ausgibt.
In Teiltabellen werden 12 passende Monats-Kalendarien für die Herstellung eigener (Foto- oder Bilder-) Kalender erstellt. Eine weitere Teiltabelle errechnet nach Eingabe des Geburtsdatums das Alter in Stunden-Minuten-Sekunden, den Wochentag der Geburt, das aktuelle Horrorskop sowie das chinesische Horrorskop. Den Biorhytmus gibt es als Kurve gratis obendrauf ;-)
Viel Spaß damit!
Nebenbei: Diese Tabelle ist dafür geeignet, mit den Schülern das Thema "Horoskop" kritisch zu beleuchten. Für die persönlichen Horoskope - die per Zufallsgenerator aus dem Geburtsdatum und dem aktuellen Datum erzeugt werden - habe ich die Sätze aus Horoskopen verschiedener Zeitschriften in eine Liste gepackt. Durch die Formulierungen treffen diese Sätze immer zu ;-)
Der Ostersonntag liegt immer auf dem ersten Sonntag nach Vollmond nach der Frühjahrssonnenwende.
So wurde das heidnische Fest des Fühjahrsbeginns und des Winterendes durch das christliche Fest belegt,
damit dieses heidnische Fest nicht mehr parallel - nachts bei Vollmond - gefeiert werden sollte.
Die Terminfestsetzung für das Osterfest - als höchsten Feiertag der Christen - dürfte ihren Grund darin haben,
dass das Christentum zu dieser Zeit noch in Konkurrenz zu heidnischen Bräuchen, Gottheiten und Riten stand.
Viele heidnische Religionen hatten ihre Feste an den Tagen der Sonnenwende gefeiert - wie der "Mittsommernacht" am 21.Juni.
Auch Weihnachten liegt am 24. Dezember knapp nach der Wintersonnenwende.
Hier zeigen sich (in Bezug zur Mondorientierung) Parallelen zum Islam. Der Ramadan - die Fastenzeit - beginnt immer im 9.Monat des islamischen Mondkalenders
mit der ersten Sichtung der Mondsichel nach Neumond. Der Mondumlauf läuft jedoch nicht synchron zum Sonnenumlauf -
der unseren Kalender mit den Jahreszeiten bestimmt. Daher "wandern" der Ramadan und die anderen islamischen Festtage durch das
Kalenderjahr. Ostern wandert wiederum nur in einem engen Zeitrahmen - weil die Frühjahrs-Sonnenwende einen fixen "Sonnenumlauf-Termin"
darstellt.
Am Ostersonntag „haften“ auch weitere kirchliche Festtage, wie Pfingsten, das wiederum immer am fünfzigsten Tag nach Ostern gefeiert wird, wobei der Ostersonntag historisch bedingt mitgezählt wird.
40 Tage nach der Auferstehung (= Ostern) feiert die Kirche Christi Himmelfahrt (
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Apg 1,3)
Weshalb werden große Feuer auf den Bergen entzündet?
An die heidnische Tradition erinnern die
Funkenfeuer, die am Sonntag nach Aschermittwoch im alemannischen Raum, in Österreich und Tirol abgebrannt werden.
"Bereits zu dieser Zeit war der Funkenbrauch also so stark in den christlichen Kalender integriert, dass er in manchen Regionen den Termin am ehemaligen Beginn der Fastenzeit trotz deren Verlegung weiter beibehielt. Der Volkskundler Matthias Zender führt in einer europaweiten Untersuchung von Feuerbräuchen das Abbrennen des Feuers am Funkensonntag auf noch heute in Oberitalien gebräuchliche Feuer zum römischen Jahresanfang am 1. März zurück. An diesem Tag wurde im alten Rom im Tempel der Vesta das heilige Feuer entzündet. Die Feier soll später, im frühen Mittelalter, in den christlichen Kalender integriert worden sein. Der Ursprung wäre danach zwar ein heidnischer, aber römischer Brauch gewesen.
Außerdem diente der Funken zur Verbrennung von Unrat und hatte somit eine überaus profane Funktion, die in Verbindung mit der Frühjahrsreinigung des Hauses und der Wiesen stand." (Wikipedia:
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Funkenfeuer)
Im süddeutschen Raum wird der "Funken" aus den eingesammelten Tannenbäumen, gespendetem Abfallholz usw. als "hohler Bau" errichtet. Das Aufschichten beginnt am Samstag - und im Innern übernachtet die "Funkenwache", weil irgendwann die Lausbuben der Dörfer dazu über gingen, den konkurrierenden Funken des Nachbardorfes bereits in der Nacht von Samstag auf Sonntag abzufackeln. Am Sonntag abend versammelt sich das Dorf um den Funken, es gibt Getränke, Glühwein usw.
Oft steht in der Mitte des Funkens ein Mast, an dem eine Hexenfigur festgebunden ist, welche die "tolle" Faschingszeit repräsentiert und nun unter Tränen verbrannt wird. Etwas makaber erinnert dieser Brauch auch an die Hexenverbrennungen des Mittelalters.
Zu den "Funkenfeuern" in Oberschwaben habe ich auf meiner "Oberschwabenschau" weitere Informationen, Sagen, historische Informationen und örtliche Gebräuche gesammelt:
Funkenfeuer / Johannisfeuer / Funkensonntag)
Weshalb beginnt in der Schweiz die Fastenzeit später?
Diese Änderung der 40-Tage-Regel stieß nicht überall auf Gegenliebe, und so bestanden fortan zwei Fasnachtstermine nebeneinander: Zum einen die
Herren- oder Pfaffenfasnacht, die sich am Beschluss des Konzils von Benevent orientierte, zum anderen die
Bauernfasnacht am ursprünglichen Termin. Die Bezeichnungen deuten schon an, dass erstere vor allem von den wohlhabenderen Kreisen, letztere vom gemeinen Volk begangen wurde. Bis heute ist auch die Redewendung gebräuchlich: 'Kunnsch hindedryy wie die alt Fasnacht!' (du bist zu spät wie die alte Fasnacht)."
(Wikipedia-
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Basler Fastnacht)
"Im Jahr 1529 erklärte sich Basel offiziell zur reformierten Stadt. Damit wurden unter anderem das Fastenobligatorium abgeschafft und die Fasnacht verboten. Anders als in anderen reformierten Orten konnte die Obrigkeit in Basel aber das Fasnachtsverbot nicht durchsetzen. So blieb die Basler Fasnacht als einzige «protestantische Fasnacht» der Schweiz erhalten."
(Wikipedia-
So feiern die Basler ihre Fastnacht nach der alten Fastenordnung vor der Regelung in Benevent (1091) und begehen die
Alte Fastnacht (auch: Bauernfastnacht). Hier beginnt die Fastenzeit eine Woche später.
Die Basler Fastnacht wiederum verkürzt die Fastenzeit von weiter - hier beginnt das närrische Treiben 38 Tage vor Karfreitag,
(40 Tage vor Ostern) am Dienstagmorgen um 4 Uhr mit dem
➜ Basler Morgestraich und dauert exakt 72 Stunden - womit es letztendlich bei einer reinen "Fastenzeit von 35 Tagen bleibt.
Am Donnerstag um 4 Uhr früh nach Aschermittwoch ist End- bzw. Ändstraich.
Dass die Basler Fastnacht die Fastenzeit auf weniger als 40 Tage verkürzt, liegt daran, dass hier keine religiöse, sondern eine
➜ anarchistische Tradition zu Grunde liegt.
Entstanden ist diese Tradition in einer Gaststätte als Protest gegen die Obrigkeit - und befindet sich auf dem Weg zum Weltkulturerbe ;-)
Die Basler Fastnacht hat ihren Ursprung auch nicht im Fastenbrauch. Im Spätmittelalter und in der Neuzeit wurden die jungen Männer in der Woche nach Fastnacht gemustert.
"Deshalb machten sie vorher noch einen drauf - und darum auch die militärischen Instrumente Trommel, Pfeife und Querflöten, die den „Morgenstraich“ - den Beginn der Fastnacht - begleiten. (
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Willis Besserwisserseite)
Wie entstand der Carneval in Venedig?
"Der Carnevale in Venedig war schon im 11. Jahrhundert ein zweimonatiges Fest. Er dauerte vom 26. Dezember bis zum Faschingsdienstag. Im 18. Jhd. erreichte das Ganze seinen Höhepunkt: Alle sozialen Unterschiede verschwanden in dieser Zeit. Männer verkleideten sich als Frauen und Frauen mischten sich unter die Dirnen.
Dann war lange Ruhe, erst in den 1970er Jahren wurde der Karneval für den Tourismus reaktiviert. Heute feiert man ihn in den 10 Tagen bis zum Faschingsdienstag."
(
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Willis Besserwisserseite)
Wie entstand der Karneval in Rio?
Um 1840 importierte ein Kaufmann Masken, Schminke und falsche Bärte nach Rio. Es gründete sich der erste Karnevalsverein. Fast 100 Jahre später, 1935 zogen dann die ersten Sambaschulen mit einem Umzug durch die Stadt und es begann ein Wettkampf mit Prämierung.
Der Karneval in Rio de Janeiro beginnt offiziell am Freitag vor Aschermittwoch. 14 Sambaschulen bringen 4000-5000 Tänzer auf die Straße und als touristisches Highlight lockt der Karneval über eine halbe Million Touristen nach Rio.
Der Grund dafür, dass die Tänzer und Tänzerinnen leicht bekleidet in der Faschingszeit nicht frieren ist einfach: Rio befindet sich auf der Südhalbkugel. Dort ist um diese Jahreszeit Spätsommer und es ist 30° warm.
Weshalb gibt es Ostereier?
In der Fastenzeit waren die Christen an Verpflichtungen gebunden: Die Pflicht zum Fasten bedeutet den Verzicht auf Fleisch, Milchprodukte und Eier. Weil die Hühner jedoch weiterhin Eier legten, wurden diese zur Haltbarmachung abgekocht. Daraus erklärt sich der Ostereier-Brauch. Es waren nach Ende der Fastenzeit so viele Eier vorhanden, dass diese auch für Spiele verwendet werden konnten.
Färben mit Naturmaterialien
Zum Färben der Ostereier könnt ihr die Methoden verwenden, die ich auf meiner Website zu den "Techniken der Radierung und der Edeldruckverfahren" für das Färben von Papier zusammengestellt habe:
➜ Färben mit Naturmaterialien
Weshalb nennt man Schwäbische Maultaschen "Herrgottsbscheißerle"?
Die Erfindung der "Maultaschen" geht der Legende nach auf die Fastenzeit zurück. Diese besagt, dass dem Koch der Zisterziensermönche des Klosters Maulbronn (daher auch der Name Maultasche) in der Fastenzeit von einem Bauern ein Schwein gespendet wurde, das notgeschlachtet werden musste. Nun lässt der gute Schwabe nichts "verkommen", zumal dieser Vorfall ja eine göttliche Fügung darstellte. Andererseits musste man sich an das Fastengebot halten. Der schlaue Koch vermischte also das fein zermahlene Fleisch (Fleischbrät) mit Spinat, wodurch es zur - zumindest optisch - "vegetarischen Kost" wurde und verpackte diese Mischung in Teigtaschen. Indem er das Fleisch so vor dem Herrgott versteckte, bekam diese Speise den Beinamen „Herrgottsbscheißerle“.
Die Teigtaschen gab es jedoch bereits lange vorher. Fälschlicherweise wird oft behauptet, die Maultaschen seien von den Italienern in Schwaben eingeführt worden - in Wirklichkeit seien es etwas zu groß geratene Ravioli. Es wird jedoch umgekehrt "ein Schuh" draus. Als die Römer Süddeutschland besetzt hielten, machten Sie Bekanntschaft mit der Schwäbischen Küche. Dadurch lernten sie die Maultaschen und die
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"Dennete" kennen, aus denen in Italien dann Ravioli und Pizza wurden. So isch des - ond it andersch!